Kirche bricht auf - 50 Jahre 2. Vatikanisches Konzil




Herzlich willkommen zu unserem heutigen Ü30-Gottesdienst. Keine Angst, unser kleiner Ausflug in die Vergangenheit endet hier; es muss also niemand aufstehen und gehen, weil er die Tridentinische Messe nicht mitfeiern möchte.
Unser heutiges Thema ist das Zweite Vatikanische Konzil, das im Oktober 1962, also genau vor 50 Jahren, eröffnet worden ist. Wie immer haben wir uns vorher getroffen, um diesen Gottesdienst vorzubereiten. Wir haben intensiv diskutiert und dabei festgestellt, dass wir, was das Konzil angeht, einen sehr unterschiedlichen Kenntnisstand haben.
Manche von uns kennen den Inhalt aller vier Konstitutionen, neun Dekrete und drei Erklärungen, die als Ergebnis aus dem Konzil hervorgegangen sind. Aber die meisten wissen eben nur, dass die Messe seitdem in der jeweiligen Landessprache gefeiert wird und Laien mehr Mitsprache in der Kirche haben.
Wir möchten daher gern mit einem Film beginnen, der die wichtigsten Ereignisse des Konzils komprimiert nachzeichnet und vielleicht auch einigen von Ihnen neue Erkenntnisse beschert. Er ist mit knapp 15 Minuten nicht ganz kurz, aber das Konzil hat ja schließlich auch drei Jahre gedauert.
(Film ab)




Papst Johannes XXIII. in seiner Ansprache zur Eröffnung des Konzils am 11. Oktober 1962


In der täglichen Ausübung unseres apostolischen Hirtenamtes geschieht es oft, dass bisweilen Stimmen solcher Personen unser Ohr betrüben, die zwar von religiösem Eifer brennen, aber nicht genügend Sinn für die rechte Beurteilung der Dinge noch ein kluges Urteil walten lassen. Sie sehen nämlich in den heutigen Verhältnissen der menschlichen Gesellschaft nur Niedergang und Unheil. Sie reden unablässig davon, dass unsere Zeit im Vergleich zur Vergangenheit dauernd zum Schlechteren abgeglitten sei. [...] Wir aber sind völlig anderer Meinung als diese Unglückspropheten [...] In der gegenwärtigen Entwicklung der menschlichen Ereignisse, durch welche die Menschheit in eine neue Ordnung einzutreten scheint, muss man viel eher einen verborgenen Plan der göttlichen Vorsehung anerkennen.
Die Hauptaufgabe des Konzils liegt darin, das heilige Überlieferungsgut der christlichen Lehre mit wirksameren Methoden zu bewahren und zu erklären. [...] Damit die Lehre die vielfältigen Bereiche des menschlichen Lebens erreicht, [...] ist es vor allem nötig, dass die Kirche ihre Aufmerksamkeit nicht von dem Schatz Wahrheit abwendet, den sie von ihren Vätern ererbt hat; zugleich muss sie auch der Gegenwart Rechnung tragen, die neue Verhältnisse und neue Lebensformen geschaffen und dem katholischen Apostolat neue Wege geöffnet hat. [...] Es ist nicht unsere Aufgabe, diesen kostbaren Schatz nur zu bewahren, als ob wir uns einzig und allein für das interessieren, was alt ist, sondern wir wollen jetzt freudig und furchtlos an das Werk gehen, das unsere Zeit erfordert, und den Weg fortsetzen, den die Kirche seit zwanzig Jahrhunderten zurückgelegt hat. [...] Die Kirche glaubt, es sei den heutigen Notwendigkeiten angemessener, die Kraft ihrer Lehre ausgiebig zu erklären, als zu verurteilen. [...] Die Kirche bietet den modernen Menschen keine vergänglichen Reichtümer und auch kein irdisches Glück. Sie schenkt ihnen vielmehr die Gaben der göttlichen Gnade, die den Menschen zur Würde der Gotteskindschaft erheben und die zur wirksamen Bewahrung und Förderung menschlichen Lebens dienen. [...] Schließlich verbreitet sie durch ihre Kinder überall die Fülle christlicher Liebe, die am besten jeden Streit beseitigt und Einheit, gerechten Frieden wie die brüderliche Einheit aller bewirkt.




Du Gott des Aufbruchs


Du Gott des Aufbruchs,
segne uns,
wenn wir dein Rufen vernehmen,
wenn deine Stimme lockt,
wenn dein Geist uns bewegt
zum Aufbrechen und Weitergehen.

Du Gott des Aufbruchs,
begleite und behüte uns,
wenn wir uns von Gewohnheiten verabschieden,
wenn wir festgetretene Wege verlassen,
wenn wir dankbar zurückschauen
und doch neue Wege wagen.

Du Gott des Aufbruchs,
wende uns dein Angesicht zu,
wenn wir Irrwege nicht erkennen,
wenn Angst uns befällt,
wenn Umwege uns ermüden,
wenn wir Orientierung suchen
in den Stürmen der Unsicherheit.

Du Gott des Aufbruchs,
leuchte auch unserem Weg,
wenn die Ratlosigkeit uns fesselt,
wenn wir fremde Lande betreten,
wenn wir Schutz suchen bei dir,
wenn wir neue Schritte wagen
auf unserer Reise nach innen.

Du Gott des Aufbruchs,
sei mit uns unterwegs zu uns selbst,
zu den Menschen, zu dir.
Segne uns mit deiner Güte
und zeige uns dein freundlich Angesicht.
Begegne uns mit deinem Erbarmen,
und leuchte uns mit dem Licht deines Friedens
auf all unseren Wegen.

Amen